Definition
Unter Schwachstellenmanagement oder Vulnerability Management versteht man das Entdecken, Identifizieren, Priorisieren und schließlich Beheben von Schwachstellen und Risiken in Softwarekomponenten, IT-Systemen und Infrastrukturen.
Übersicht
Eine Software-Schwachstelle ist ein Fehler in einer Software, der es Angreifern ermöglichen könnte, die Kontrolle über ein System zu gewinnen. Da Attacken immer raffinierter werden und immer häufiger auftreten, brauchen Unternehmen ein proaktives Schwachstellenmanagement, um Angriffe abzuwehren und den Schaden im Falle einer Attacke so gering wie möglich zu halten.
Sinn und Zweck des Schwachstellenmanagements
Das Management von Schwachstellen ist für den Umgang mit den heutigen Sicherheitsbedrohungen von elementarer Bedeutung. Die Fähigkeit, Software-Schwachstellen zu erkennen und zu verwalten, ist für die Sicherung der Software-Lieferkette und die Anpassung an aktuelle Sicherheitstrends von zentraler Bedeutung, unabhängig davon, ob Software von Drittanbietern, von internen Entwicklern oder eine Kombination aus beidem eingesetzt wird.
Vorteile eines aktiven Schwachstellenmanagements
Der größte Vorteil des Vulnerability Managements besteht darin, dass Sicherheitsvorfälle verhindert werden können, indem die Verwendung von Code, Paketen von Drittanbietern und Abhängigkeiten, die bekannte Schwachstellen enthalten, untersagt wird. Weitere Vorteile eines proaktiven Ansatzes für das Schwachstellenmanagement sind:
- Geringeres Risiko und geringere Gefährdung durch Erkennung und Behebung von Schwachstellen, bevor sie ausgenutzt werden können
- Einhaltung gesetzlicher Vorschriften für Branchen und Organisationen mit strengen Anforderungen an die Cybersicherheit
- Verbesserte Reputation und Vertrauen bei Kunden, Partnern und anderen Beteiligten
- Kosteneffizienz durch Vermeidung teurer Sicherheitsverletzungen, Ausfallzeiten und rechtlicher Verpflichtungen im Zusammenhang mit Sicherheitsvorfällen
Es gibt jedoch auch Fälle, in denen potenzielle Schwachstellen zwar vorhanden sind, aber im Kontext einer bestimmten Anwendung keine potenzielle Bedrohung darstellen. In solchen Fällen besteht der Vorteil einer Lösung für das Schwachstellenmanagement nicht darin, die Verwendung eines bestimmten Codes zu verbieten, sondern vielmehr darin, ihn zuzulassen. Dies spart Entwicklern, DevOps-Teams und Sicherheitsexperten viel Zeit und Ressourcen, da sie sich auf die Schwachstellen konzentrieren können, die tatsächlich eine Bedrohung darstellen, und nicht auf diejenigen, die harmlos sind.
Kernkonzepte einer Schwachstellen-Strategie
Die wichtigste Komponente einer Schwachstellenstrategie ist die Ausarbeitung eines Plans zur Erkennung, Vermeidung und Behebung von Schwachstellen. Dieser Prozess hängt von der Art der Schwachstelle ab, aber in vielen Fällen beinhaltet die Behebung der Schwachstelle entweder die Aktualisierung des Codes, die Anwendung eines Patches oder die Aktualisierung auf eine neuere Version der anfälligen Anwendungskomponente. Wenn eine Behebung nicht möglich ist, sollte es eine Reihe von genau definierten Schritten geben, um zu verhindern, dass die Schwachstelle ausgenutzt wird. Ein gutes Beispiel hierfür wäre die Aktualisierung der Anwendungskonfiguration, so dass die für die Ausnutzung erforderlichen Bedingungen nicht erfüllt werden können.
Sicherheitslücken verstehen
Im sich ständig wandelnden digitalen Zeitalter ist ein Verständnis der Feinheiten von Schwachstellen innerhalb der Software-Lieferkette der Schlüssel zu robuster Cybersicherheit. Dazu ist es unerlässlich, die neuesten Erkenntnisse über die Landschaft der Software-Schwachstellen zu kennen und über die neuesten Trends auf dem Laufenden zu bleiben.
Wo treten Schwachstellen auf?
Schwachstellen finden sich an verschiedenen Punkten. Am häufigsten findet man sie im Quellcode, der von internen oder externen Entwicklern geschrieben wurde. Darüber hinaus sind Open-Source-Pakete, die in über 90 % der Unternehmensanwendungen verwendet werden, zu einem bevorzugten Ort für potenziell bösartigen Code geworden. Neben Quellcode und Binärdateien können Schwachstellen auch in den Abhängigkeiten und Konfigurationen von Anwendungen und ihren Betriebsumgebungen zu finden sein.
Verschiedene Arten von Schwachstellen & Sicherheitslücken
Es gibt zwar eine Vielzahl von Sicherheitsschwachstellen, die in einer IT-Umgebung auftreten können, aber die meisten Schwachstellen lassen sich in eine von vier Kategorien einordnen:
- Schadcode – Code, der von böswilligen Parteien in eine Codebasis eingefügt wird, wie z. B. Malware, kann ausgenutzt werden, um unbefugten Zugriff auf Systeme zu erhalten oder die Kontrolle über Anwendungen zu übernehmen.
- Fehlkonfigurationen – Konfigurationsfehler wie eine IAM-Regel (Identity and Access Management) in der Cloud, die öffentlichen Zugang zu sensiblen Daten ermöglicht, können zu Sicherheitsverletzungen führen.
- Kodierungsfehler – Fehler bei der Programmierung oder Nachlässigkeiten, wie z. B. das Fehlen einer Eingabevalidierung, um Input zu erkennen, der darauf abzielt, unbefugten Zugriff zu erlangen, können zu Exploits führen.
- Mangelnde Verschlüsselung – Daten, die nicht ordnungsgemäß verschlüsselt sind, entweder im Ruhezustand oder bei der Übertragung über ein Netzwerk, sind anfällig für Angriffe.
Innerhalb jeder dieser Kategorien gibt es mehrere Formen, in denen eine Schwachstelle auftreten kann.
Typische Quellen von Schwachstellen
Die Defekte, die zu Sicherheitslücken in der Software führen, können auf Fehler in der Konzeption der Software, Probleme mit dem Quellcode der Software, mangelhafte Verwaltung von Daten oder Zugriffssteuerungseinstellungen innerhalb der Anwendung oder andere Probleme zurückzuführen sein, die Angreifer ausnutzen könnten.
Auswirkungen von Schwachstellen auf Software & Systeme
Software-Schwachstellen wie Software-Fehler, Fehlkonfigurationen, schwache Passwörter und nicht gepatchte Systeme sind im Grunde genommen offene Einstiegspunkte, die es potenziellen Angreifern ermöglichen, in Netzwerke und interne Systeme einzudringen. Wenn sie vernachlässigt werden, können diese Schwachstellen von böswilligen Akteuren ausgenutzt werden, die unbefugten Zugang zu den Systemen des Unternehmens suchen, um Daten zu stehlen oder den Betrieb zu stören.
Der Prozess des Vulnerability Managements
Herkömmliche Cybersicherheitsmethoden sind in der Regel reaktiv, so dass Unternehmen auf Vorfälle reagieren, nachdem sie eingetreten sind. Im Gegensatz dazu ist proaktives Schwachstellenmanagement eine Philosophie, die in der Unternehmenskultur verankert werden sollte, um Schwachstellen zu identifizieren, zu bewerten und zu beheben, bevor sie ausgenutzt werden. Dies schränkt die Möglichkeiten für potenzielle Angreifer erheblich ein und minimiert den Schaden, den sie anrichten könnten. Ein proaktives Schwachstellenmanagement erfordert eine kontinuierliche automatisierte Analyse der Software in der Produktionsumgebung.
Schritte im Prozess des Schwachstellenmanagements
Schwachstellenmanagement ist ein vielschichtiges Konzept mit sechs Hauptpfeilern die Unternehmen bei der Implementierung einer Lösung für das Schwachstellenmanagement berücksichtigen sollten, darunter:
- Entdeckung und Bewertung
- Prioritätensetzung und Risikoanalyse
- Lösung
- Kontinuierliche Überwachung
- Sicherheitserziehung und -bewusstsein
- Kontinuierliche strategische Neubewertung
Warum eine regelmäßige Bewertung von Schwachstellen wichtig ist
Umfassende Scans von Quellcode und Binärdateien sind für die Sicherung der sich ständig weiterentwickelnden Software-Artefakte unerlässlich. Da Angriffe in der Regel auf Binärdateien in der gesamten Software-Lieferkette abzielen, ist das Scannen dieser Binärdateien von entscheidender Bedeutung, um Schwachstellen zu erkennen und zu beseitigen, die durch eine reine Quellcode-Analyse möglicherweise nicht aufgedeckt werden.
Priorisieren und Beheben gefundener Schwachstellen
Indem sie der Entdeckung, Bewertung und Behebung von Schwachstellen Priorität einräumen, können Unternehmen ihre Kräfte zur Abwehr bündeln und so Risiken verringern.
Ein proaktiver Ansatz beim Schwachstellenmanagement ist eine gute Möglichkeit, potenziellen Bedrohungen einen Schritt voraus zu sein.
Die passende Lösung für Ihr Schwachstellenmanagement finden
Bei der Vielzahl der verfügbaren Tools ist es wichtig, jede Lösung auf der Grundlage der Bedürfnisse und Anforderungen Ihres Unternehmens zu bewerten.
Was Sie bei der Auswahl eines Vulnerability Tools beachten sollten
Ein effektives Management von Sicherheitslücken ist eine Herausforderung, da sie schwer zu erkennen sind und in unzähligen Formen und Größen auftreten können. Ein proaktiver Ansatz zur Verhinderung oder Begrenzung des Schadens erfordert Tools und Techniken, um die Sicherheitslücken auf den verschiedenen Ebenen des Technologie-Stacks des Unternehmens zu beheben.
Komplette Übersicht – Hat das System Einblick in alle Software-Artefakte und Umgebungsvariablen, in denen Schwachstellen lauern könnten?
Kontinuierliches Scannen und Erkennen – Bietet die Lösung die Funktion kontinuierlicher Scans, um neu eingeführte Schwachstellen zu entdecken, sobald sie auftreten.
Klare Priorisierung – Kann das System bei vielen Schwachstellen klare Prioritäten auf Grundlage der tatsächlichen Bedrohung setzen?
Vorgeschlagene Abhilfemaßnahmen – Bietet die Lösung nach der Identifizierung einer Schwachstelle Informationen, wie die Bedrohung am besten und schnellsten beseitigt werden kann?
Partnerschaften und Integration – Wie passt die vorgeschlagene Lösung in die aktuellen Softwareentwicklungs- und Betriebsumgebungen?
Nur indem Sie diese Fragen eindeutig beantworten, können Sie sichergehen, dass die gewählte Lösung für das Schwachstellenmanagement auch die richtige für Ihr Unternehmen ist.
Möglichkeiten der Integration in die bestehende IT-Infrastruktur
Um den potenziellen Schaden aus Schwachstellen zu verhindern oder zu begrenzen, sind Tools und Techniken nötig, die Sicherheitslücken auf den verschiedenen Ebenen des Technologie-Stacks eines Unternehmens adressieren. Zu diesem Zweck ist es wichtig, die Anforderungen und Grenzen einer Lösung für das Schwachstellenmanagement hinsichtlich des Betriebs zu kennen. Funktioniert sie zum Beispiel sowohl in einem On-Premise Server Setup als auch in der Cloud? Wie gut lässt sie sich in die vorhandene IDEs und eingesetzte proprietäre und Open-Source-Securitytools integrieren?
Skalierbarkeit und Flexibilität
Angesichts der Dynamik und wachsender Anforderungen müssen sowohl DevOps als auch Security darauf vorbereitet sein, den Betrieb zu skalieren. Das heißt, mehr Code, mehr Entwickler, mehr Standorte und viel mehr potenzielle Schwachstellen, die es zu managen gilt.
Eine Vulnerability Management Lösung muss daher skalierbar sein. Heißt, es sollte möglichst leicht sein, neue Entwickler und weitere Standorte hinzuzufügen, während zentralisierte Repositories beibehalten und Open-Source-Pakete automatisch gescannt werden – ganz unabhängig davon, an welchem Ort der Entwickler seinen Code schreibt.
Da immer mehr Unternehmen ihre Entwicklungsprozesse in die Cloud verlagern, ist Flexibilität hinsichtlich der Unterstützung von On-Premise-, Cloud- und Hybrid-Umgebungen extrem wichtig. Genauso ist die schon erwähnte Flexibilität bei der Integration in bestehende Tools und Infrastrukturen ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der richtigen Schwachstellenmanagement Lösung.
Neue Trends im Vulnerability Management
Da die Zahl der Angriffe zunimmt und immer ausgefeilter wird, müssen sich auch die Lösungen für das Schwachstellenmanagement immer weiterentwickeln.
Neue Technologien und ihre Auswirkungen auf das Schwachstellenmanagement
Das Aufkommen des Cloud Computing hatte massive Auswirkungen auf die Datenverarbeitung im Allgemeinen und die Softwareentwicklung im Besonderen. Bei der Entwicklung von Anwendungen für die Cloud kommt eine Container-Architektur zum Einsatz, die ihre ganz eigenen Sicherheitsprobleme hat und eine ganze Reihe neuer potenzieller Schwachstellen mitbringt.
Viele Cloud-Anbieter bieten eigene Sicherheitslösungen an, die aber eventuell nur auf ihren eigenen Services und Plattformen laufen, auf anderen aber nicht. Schwachstellenmanagement Lösungen müssen aber mit allen Cloud-nativen Tools und Integrationen interagieren können, die Schwachstellen unabhängig vom verwendeten Anbieter auf gleiche Weise erkennen, verhindern und beheben.
Automatisierung und maschinelles Lernen beim Finden von Schwachstellen
KI und maschinelles Lernen haben einen “doppelten Effekt” auf das Schwachstellenmanagement, sowohl in Bezug auf die spezifischen Herausforderungen, die die KI/ML-Softwareentwicklung für DevSecOps-Teams mit sich bringt, als auch in Bezug auf das Potenzial, das KI für die Verbesserung und Automatisierung von Schwachstellenmanagement-Lösungen bietet.
Was MLOps betrifft, so erfordert die Entwicklung von KI/ML-Anwendungen viel Code, große Datensätze und eine hohe Anzahl verwendeter Open-Source-Pakete. All diese Punkte stellen Sicherheitsexperten eine Herausforderung dar, insbesondere in Hinblick auf die Skalierung des Schwachstellenmanagements.
Auf der anderen Seite hat der Einsatz von KI-Modellen zur Erkennung und Behebung von Schwachstellen das Potenzial, den gesamten Prozess so weit zu automatisieren, dass Bedrohungen und die tatsächliche Ausnutzung von Schwachstellen kontinuierlich und automatisch im Hintergrund entdeckt und gepatcht werden.
Prognosen für die Zukunft des Vulnerability Managements
Niemand kann die Zukunft vorhersagen, aber es gibt eine Reihe von Trends, die deutlich zeigt, in welche Richtung das Schwachstellenmanagement in den kommenden Jahren geht:
Wenn Security-Teams über diese und andere Trends auf dem Laufenden bleiben, können sie sicherstellen, dass ihr Schwachstellenmanagement in der Lage ist, potenzielle Bedrohungen jetzt und in Zukunft abzuwehren.
Trend | Beschreibung |
Proaktiver Ansatz | Sicherheit wird als Wert, in die Unternehmenskultur eingebettet, um Schwachstellen bereits zu erkennen, zu bewerten und zu beheben, bevor sie ausgenutzt werden |
Shift Left | Ein Ansatz der das Ziel verfolgt, Sicherheitsprobleme so früh wie möglich im Lebenszyklus der Softwareentwicklung zu erkennen und zu lösen. |
Bedrohung von KI | Neue Herausforderungen bei der Erkennung von Schwachstellen in KI-Komponenten, bei der Gewährleistung der Sicherheit von ML-Modellen sowie bei Versionskontrolle, Rollback und Governance von KI/ML-Systemen. |
Continuous Remediation | Die Fähigkeit, ständig Schwachstellen zu erkennen und den Grad der Bedrohung automatisch zu bewerten, Abhilfemaßnahmen zu ergreifen und Vorfälle zu dokumentieren |
Continuous Compliance | Sicherstellung, dass Lizenzierungs- und Compliance-Richtlinien in jeder Phase des Entwicklungszyklus eingehalten und dokumentiert werden. |
Integration von Bedrohungsdaten | Integration von Schnittstellen, um aktuelle Informationen zu neuesten Schwachstellen aus vertrauenswürdige Quellen direkt in Erkennungs-, Bewertungs- und Abhilfe-Tools bringt. |
Cloud-native Security integrieren | Integration von Cloud-spezifischen Sicherheitstools zur Erkennung Cloud-bezogener Schwachstellen zusätzlich zu den bestehenden Lösungen für das Schwachstellenmanagement. |
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