Definition
Sicherheitsfehlkonfigurationen (Security Misconfigurations) bezeichnen die fehlerhafte oder suboptimale Konfiguration einer Systemkomponente oder einer Sicherheitskontrolle, wodurch eine Schwachstelle entsteht, die von Angreifern ausgenutzt werden kann. Dazu zählen Fehler bei der Konfiguration von Betriebssystemen, Anwendungen, Services, Netzwerken oder anderen IT-Assets, die unbeabsichtigt eine Sicherheitslücke schaffen. Dadurch kann es zu unbefugtem Zugriff, Rechteausweitung, Datendiebstahl oder Serviceunterbrechungen kommen.
Überblick über Sicherheitsfehlkonfigurationen
Sicherheitsfehlkonfigurationen stellen die Kehrseite unserer heutigen automatisierten, flexiblen und hochgradig konfigurierbaren Systeme dar. Schon ein kleiner Fehler in den Konfigurationsparametern während des Setups kann erhebliche Betriebs- und Sicherheitsrisiken verursachen.
Solche Schwachstellen können Unternehmen unbefugtem Zugriff, kostspieligen Datenschutzverletzungen und einer Vielzahl böswilliger Angriffe aussetzen. Deshalb ist ein klares Verständnis von Sicherheitsfehlkonfigurationen und das Ergreifen von Präventionsmaßnahmen entscheidend für den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer robusten Sicherheitsstrategie.
Was sind Sicherheitsfehlkonfigurationen?
Sicherheitsfehlkonfigurationen sind Schwachstellen, die beim Setup oder durch die unzureichende Wartung von Softwarekomponenten entstehen. Dabei kann es sich um Server, Softwareanwendungen, Netzwerkdienste oder cloudbasierte Komponenten handeln. Werden diese Assets falsch konfiguriert, können sie unbeabsichtigt Sicherheitslücken verursachen.
Solche potenzielle Bedrohungen können Angreifern ermöglichen, sich unbefugt Zugriff zu verschaffen, ihre Berechtigungen innerhalb eines Systems auszuweiten, schädlichen Code zu installieren, sensible Daten zu exfiltrieren oder kritische Geschäftsprozesse zu stören.
Im Gegensatz zu Schwachstellen, die auf fehlerhaften Anwendungscode zurückzuführen sind, entstehen Fehlkonfigurationen durch Fehler bei der Einrichtung oder Verwaltung der Betriebsumgebung. Das Open Web Application Security Project (OWASP) führt Sicherheitsfehlkonfigurationen regelmäßig in seiner Liste der größten Sicherheitsrisiken für Softwareanwendungen auf. Häufig sind sie die Folge menschlicher Unachtsamkeit, mangelnder Kenntnisse über sichere Konfigurationsverfahren oder unzureichender bzw. veralteter Sicherheitsrichtlinien.
Wodurch werden Sicherheitsfehlkonfigurationen verursacht?
Die Hauptursache für Sicherheitsfehlkonfigurationen ist die Verwendung von Standardanmeldedaten und -einstellungen. Viele Systemanwendungen werden mit vom Hersteller bereitgestellten Voreinstellungen geliefert, die oftmals in öffentlichen Foren dokumentiert sind. Diese Standardeinstellungen bei der Inbetriebnahme nicht zu ändern, ist ein häufiger Fehler.
Ein weiterer Faktor ist, dass unnötige Features oder Services nicht deaktiviert werden. Services, Ports oder Anwendungen, die aktiviert sind, aber für zentrale Abläufe nicht notwendig sind, können Schwachstellen enthalten und die Angriffsfläche unnötig vergrößern.
Auch einfache menschliche Fehler bei der manuellen Konfiguration, zum Beispiel Tippfehler in Firewallregeln oder fehlerhafte Sicherheitseinstellungen in komplexen Cloud-Umgebungen, sind weit verbreitet. Das wird häufig durch unzureichende Change-Management-Prozesse verstärkt, bei denen Konfigurationsänderungen vor dem Rollout nicht ausreichend auf ihre Auswirkungen auf die Sicherheit geprüft werden.
Schließlich bieten das schiere Ausmaß und die Komplexität heutiger Betriebsumgebungen, etwa Multi-Cloud- und Hybrid-Umgebungen sowie Microservice-Architekturen, einen fruchtbaren Boden für zahlreiche potenzielle Fehlkonfigurationen.
Sicherheitsfehlkonfigurationen vermeiden
Die wirksame Prävention von Sicherheitsfehlkonfigurationen erfordert eine proaktive und mehrschichtige Strategie. Sicherheitserwägungen müssen in jede Phase des Softwareentwicklungs-Lebenszyklus (Software Development Lifecycle = SDLC) integriert werden – von der Konzeption über die Bereitstellung bis hin zur laufenden Wartung.
Weitere Informationen dazu, wie sich Sicherheitsmaßnahmen entlang der gesamten Entwicklungspipeline verankern lassen, liefert der Artikel Was ist DevSecOps?.
Best Practices für sichere Konfigurationen
Ein erster entscheidender Schritt zur Etablierung und Durchsetzung sicherer Konfigurationsstandards stellt die Entwicklung gehärteter, sicherer Konfigurationsvorlagen – sogenannter „Golden Images“ – für gängige Systemkonfigurationen sowie deren konsistente Anwendung dar.
Ebenso wichtig ist die Konfiguration von Zugriffskontrollen nach dem Prinzip der geringsten Rechte (Least-Privilege-Prinzip). Damit wird sichergestellt, dass Benutzerkonten und Systemprozesse nur mit den erforderlichen Mindestberechtigungen arbeiten, wodurch die Angriffsfläche reduziert und potenzielle Hintertüren für unbefugten Zugriff auf wichtige Ressourcen geschlossen werden.
Es sollte außerdem für Unternehmen zur Routine werden, alle Standardanmeldedaten unmittelbar nach dem Deployment von Services oder Betriebsumgebungen zu ändern, da Standardeinstellungen von Herstellern häufig nicht sicher und allgemein bekannt sind.
Ein weiterer zentraler Aspekt zur Vermeidung von Sicherheitsfehlkonfigurationen ist das Reduzieren der potenziellen Angriffsfläche durch das Deaktivieren nicht erforderlicher Services und Features, die für den Systembetrieb nicht wesentlich sind. Ebenso wichtig ist es, sämtliche Softwarekomponenten up to date zu halten und potenzielle Schwachstellen zeitnah zu beheben.
Um menschliche Fehler zu minimieren, empfiehlt sich die Automatisierung des Konfigurationsmanagements durch den Einsatz von Tools wie Ansible, Chef oder Terraform. Mithilfe dieser Tools können menschliche Fehler erheblich reduziert und die konsistente Umsetzung von Sicherheitsrichtlinien über mehrere Umgebungen hinweg sichergestellt werden.
Wie sicheres Coding und Audits Sicherheitsfehlkonfigurationen verhindern
Sichere Programmiermethoden tragen wesentlich dazu bei, bestimmte Arten von Fehlkonfigurationen zu vermeiden – insbesondere solche, die den Umgang von Anwendungen mit sensiblen Informationen betreffen. So sollten Secrets wie Passwörter, Zugriffstoken oder API-Schlüssel niemals von Anwendungen hartkodiert werden. Wenn interne Passwörter oder Keys erforderlich sind, sollte eine eigene Lösung für das Secret-Management eingesetzt werden.
Developer und Anwendungen müssen Konfigurationen entlang der gesamten Software-Lieferkette sicher handhaben. Besonders in der Produktionsphase müssen bereits in der Testumgebung dieselben Sicherheitsmaßnahmen für Konfigurationen umgesetzt werden wie später in der Live-Umgebung.
Ständige Wachsamkeit durch Schwachstellen-Scans und Sicherheits-Audits in jeder Entwicklungsphase reduziert zudem die Häufigkeit von Sicherheitsfehlkonfigurationen. Regelmäßige Konfigurationsprüfungen und der Einsatz von Tools zum Scannen von Schwachstellen helfen dabei, bekannte Sicherheitslücken, die durch häufig vorkommende Fehlkonfigurationen entstehen, frühzeitig zu erkennen. Unternehmen, die Infrastructure as Code nutzen, sollten IaC-Scanning-Tools einsetzen, um Templates schon vor der Bereitstellung auf Schwachstellen zu überprüfen.
Beispiele für Sicherheitsfehlkonfigurationen
Sicherheitsfehlkonfigurationen bei der Anwendungssicherheit können in unterschiedlichsten Formen auftreten – von der Offenlegung sensibler Daten über falsch gesetzte Berechtigungen bis hin zu ungesicherten APIs. Konkrete Beispiele helfen dabei, solche Fehlkonfigurationen zu erkennen und zu vermeiden.
Fehlerhafte Zugriffskontrollen
Fehlerhaft konfigurierte Zugriffskontrollen kommen häufig vor und treten auf, wenn Berechtigungen nicht mit ausreichender Granularität festgelegt werden. Dazu zählen zu weit gefasste Datei- und Verzeichnisberechtigungen oder das Preisgeben sensibler Daten.
Ein weiteres Beispiel sind zu weitreichende Benutzerrechte, etwa wenn Accounts Administratorrechte erteilt werden, obwohl sie diese gar nicht brauchen. In Cloud-Umgebungen können falsch definierte IAM-Rollen auf Plattformen wie AWS, Azure oder GCP dazu führen, dass Cloud-Objektspeicher öffentlich zugänglich werden oder Datenbanken ungeschützt bleiben.
Risiken durch unsachgemäße Fehlerbehandlung
Auch die Art und Weise, wie Fehler behandelt und angezeigt werden, kann eine Sicherheitsfehlkonfiguration darstellen. Ein zentrales Problem ist die Offenlegung sensibler Informationen durch Fehlermeldungen. Wenn Anwendungen detaillierte technische Mängel wie Stacktraces oder Datenbankfehler an Endnutzer ausgeben, kann dies Angreifern wertvolle Hinweise liefern.
Ein weiteres Risiko stellt unzureichendes oder falsch konfiguriertes Logging dar: Sind Logging-Ebenen zu niedrig, können kritische Sicherheitsvorfälle übersehen werden. Werden Logdateien nicht ausreichend geschützt, wird ihr forensischer Nutzen beeinträchtigt.
Ein besseres Verständnis von Softwarekomponenten und Software Composition Analysis (SCA) kann helfen, viele dieser konfigurationsbedingten Risiken zu vermeiden.
Wie werden Sicherheitsfehlkonfigurationen zu Schwachstellen?
Sicherheitsfehlkonfigurationen sind nicht nur theoretische Mängel – sie können zu Angriffen und Sicherheitsvorfällen führen, indem sie ausnutzbare Schwachstellen schaffen.
Vergrößerung der Angriffsfläche
Die Angriffsfläche umfasst alle potenziellen Einstiegspunkte, über die ein Angreifer Zugriff auf eine Softwareanwendung erlangen oder Daten extrahieren kann. Sicherheitsfehlkonfigurationen vergrößern diese Fläche erheblich.
Jeder aktive Service, insbesondere wenn er unnötig oder veraltet ist, stellt eine zusätzliche Angriffsmöglichkeit dar. Falsch konfigurierte Verwaltungskonsolen oder APIs, die ohne starke Authentifizierung im Internet zugänglich sind, machen unbefugten Zugriff möglich. In der Cloud kann nicht ordnungsgemäß konfigurierter Speicher, etwa S3 Buckets, sensible Daten preisgeben.
Durch die Minimierung von Fehlkonfigurationen können Unternehmen ihre Angriffsfläche wirksam reduzieren.
So werden falsch konfigurierte Einstellungen ausgenutzt
Angreifer suchen gezielt nach falsch konfigurierten Einstellungen und nutzen diese – oftmals automatisiert – aus. Solche Angriffe auf Fehlkonfigurationen können unterschiedlich aussehen. So können sie beispielsweise in Form von Exploits von Standardanmeldedaten oder Privilegienerweiterung auftreten, um nach dem Zugriff auf das System umfassende Kontrolle darüber zu erlangen.
Welche Strategien helfen bei der Erkennung und Behebung von Sicherheitsfehlkonfigurationen?
Auch wenn eine effektive Prävention das Risiko von Fehlkonfigurationen deutlich senken kann, ist es entscheidend, für den Ernstfall über wirksame Mechanismen zur Erkennung und Behebung zu verfügen. Nur so lassen sich potenzielle Schwachstellen vermeiden und im Fall eines Sicherheitsvorfalls der Schaden begrenzen.
Automatisierte Erkennungstools nutzen
Manuelle Prüfungen sind fehleranfällig und nicht skalierbar. Automatisierung ist daher entscheidend für eine konsistente, skalierbare Erkennung von Fehlkonfigurationen – und verschiedene automatisierte Security-Testing-Tools spielen dabei eine zentrale Rolle.
Schwachstellenscanner wie JFrog Xray können bekannte Sicherheitslücken, die durch gängige Fehlkonfigurationen entstehen, identifizieren. Configuration-Management-Tools (CMTs) wie Ansible oder Chef ermöglichen die Überprüfung von Systemen anhand definierter Sicherheits-Baselines.
Für Cloud-Infrastrukturen bieten Lösungen für Cloud Security Posture Management (CSPM) die kontinuierliche Überwachung von Cloud-Service-Konfigurationen. Unternehmen, die Infrastructure as Code (IaC) einsetzen, können mit IaC-Scanning-Tools wie JFrog Advanced Security Templates bereits vor ihrer Bereitstellung auf potenzielle Schwachstellen analysieren. Zudem lassen sich SIEM (Security Information & Event Management)-Systeme einsetzen, um Logdateien mit potenziellen Fehlkonfigurationen in Verbindung zu bringen.
Richtig reagieren und Continuous Monitoring anwenden
Ein klar definierter Incident-Response-Plan ist entscheidend, wenn eine Fehlkonfiguration erkannt wird oder im schlimmsten Fall bereits ausgenutzt wurde. Der Plan legt fest, wie Identifikation, Eindämmung, Beseitigung, Wiederherstellung und Nachbereitung ablaufen sollen.
Sicherheitsfehlkonfigurationen mit der JFrog Plattform verhindern
Die JFrog Plattform ist das zentrale System of Record für jeden Software-Release. Alle Inputs und Outputs der Softwareentwicklung durchlaufen dieses System und werden von JFrog Artifactory überwacht und verwaltet – für vollständige Transparenz über die gesamte Software-Lieferkette hinweg. Dieser zentrale Kontrollpunkt ermöglicht es, den Software-Lieferprozess zu standardisieren, zu sichern und zu automatisieren – und damit vertrauenswürdige Software effizient bereitzustellen.
JFrog Xray und JFrog Advanced Security sind zentrale Bestandteile der JFrog Plattform und spielen eine entscheidende Rolle beim Verhindern von Sicherheitsfehlkonfigurationen, indem sie sich gezielt auf die Software-Artefakte und Abhängigkeiten konzentrieren, aus denen eine Anwendung besteht.
Durch das Scannen jeder einzelnen Komponente, jedes Pakets und jedes Container-Images auf bekannte Schwachstellen, Lizenzen und operationelle Risiken – noch bevor sie bereitgestellt werden – stellt die Softwarelieferketten-Sicherheitslösung von JFrog sicher, dass unsichere Komponenten oder Konfigurationen, die bei der Entwicklung einer Anwendung zum Einsatz kommen könnten, gar nicht erst in die Produktion gelangen. Diese vorbeugende Identifikation problematischer Abhängigkeiten oder unsicherer Basis-Images ist eine wichtige präventive Maßnahme und senkt das Risiko erheblich, dass Softwareanwendungen in verschiedenen Umgebungen Sicherheitsfehlkonfigurationen einführen oder ermöglichen.
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